Montag, 13. Januar 2014

Die Stimme aus der Tiefe

Heute fand die erste von insgesamt drei Sitzungen der Hypnotherapie statt. Dabei wurde zunächst ein Vorgespräch mit der Hypnotherapeutin Colette Sauerwein geführt, bevor die eigentliche Therapie mit dem "Trancezustand" anfing. Die ersten sieben Stunden nach der heutigen Sitzung waren von einem nicht allzugroßen Verlangen nach einer Zigarette geprägt.

Und schon sitzt man da, zurückgelehnt im Sessel und redet mit einer Hypnotherapeutin. Ja, erstmal redet man nur. Sagt, wie viel man geraucht hat, wie lange, warum, wozu, was es bringt. Erzählt, warum man aufhören möchte, was das bringt, die Motivation, lässt seinen Willen erkennen. Eben Standardfragen, die man auch seinem Psychologen beantworten würde. Aber dann wird es vollkommen anders...

Dann wird die Kamera, die mich und Colette Sauerwein aufnimmt, umgestellt. Ich nutze die Zeit, gehe nochmal auf die Toilette, besinne mich, sammele meine Konzentration. Ich gehe wieder in den kleinen Raum zurück, nehme wieder auf dem selben Stuhl platz, darf nun meine Beine hochlegen. Ich bin entspannt und beachte niemanden mehr. Ich bin fokussiert. Die Kameraleute diskutieren noch, wo meine Beine liegen sollten, wir einigen uns auf "ganz normal nebeneinander".
Das Tape läuft, meine anderen Gruppenmitglieder verlassen den Raum, es geht jetzt los.

Ich schließe die Augen und lausche den Worten von Colette Sauerwein. Ich werde müder, entspannter, ich drifte ein wenig ab - in eine Welt, wo es mir gut geht. Das ist auch Sinn der Sache. Ich darf mir meinen eigenen Wunschort vorstellen. Ich liege am Strand auf einer Liege, ein Sonnenschirm, ein Tisch neben mir mit einem Cocktail, ein anderer Tisch mit meinem Laptop, aber keine Zigaretten. Es spricht eine Stimme zu mir, die auf mich einredet, dass ich nicht mehr rauchen soll, dass ich es schaffe aufzuhören, dass ich keine Zigaretten mehr brauche.

Die Reise wechselt den Ort, eine neue "Location". Ich folge meinem Atem in meine Lunge. Dort sehe ich ein grausiges Bild vor mir. Ein abgebrannter Wald, es ist nebelig vor Rauch, es lodern noch Flammen, es ähnelt der Schlussszene von König der Löwen, bevor Simba gegen Ska kämpft. Alles ist kaputt und zerstört.
Doch dann bekomme ich die Chance weiterzuziehen. Hinter den Nebel. Da wird es wieder heller, grüner: Dort scheint sich der Wald, der zuvor so zerstört war, wieder zu erholen. Ich sehe Triebe, grünen Rasen, erste kleinere Tiere. Ein Neuanfang.

Der neue Wald wächst weiter. Er wird zunehmend größer. Es entwickeln sich wieder Bäume, den in den Himmel ragen, es grünt überall, es wirkt wie ein tropischer Regenwald. Ich bleibe dort, dort ist es schön. Idyllisch, neu, frisch, mit einem wohligen Geruch. Ich will dort bleiben.

Colette Sauerwein steuert mich einfach nur mit ihren Worten. Ich höre immer wieder diese Stimme, die mir sagt, dass ich nicht rauchen darf, dass ich aufhören soll. dass das Rauchen etwas schlechtes ist. Es ist aber nicht ihre Stimme, es ist auch nicht meine Stimme, es ist die Stimme direkt aus meinem Inneren.

Langsam holt mich Frau Sauerwein wieder aus dieser Welt zurück, aus diesem schönen entstandenen Wald. Sie zählt von 10 zurück. Zunehmend werde ich wieder wacher, bin wieder "da", weiß genau, wo ich bin, was ich mache und warum ich dort bin. 0, meine Augen öffnen sich. Sie gewöhnen sich an das Licht.

Hinterher gucke ich mir das Video an, selbst mit der Zeitrafferfunktion erkenne ich, dass ich mich keinen Zentimeter bewegt habe. Ich liege fast dort wie einer Toter. Parallelliegende Beine, Hände ineinander verschränkt. Nur meinen Bauch sieht man minimal auf- und abgehen, wenn ich atme. Wirklich verändern tut sich nur meine Mimik zwischendurch. Das sagte mir auch meine Therapeutin, die aber anhand meiner Gesichtszuckungen erkannt hat, wo mich ihre Worte "getroffen" hatten, wo es in mir gerattert hat.
Normalweise würde ich gleich direkt nach der nun abgeschlossenen Sitzung eine rauchen. Ich tue es nicht und nicht nur, weil ich keine Zigaretten dabei habe. Ich muss jetzt gerade keine Rauchen. Ein gutes Zeichen.
Wie es wohl weitergeht? Wie werden die Entzugserscheinungen ausfallen? Wie heftig werden diese?
Wir werden es sehen.

7 Stunden in der Zukunft kann man es sagen:
Ich bin etwas "rappelig", ich habe zwischendurch immer wieder das "dringende" Verlangen nach einer Zigarette. Doch momentan fällt es noch nicht schwer diesem Drang zu widerstehen. Doch ich merke, dass nun die Zeit des "Leidens" kommen wird. Ich bin jetzt schon nervös, jede Veränderung in meiner Umgebung nehme ich intensiver als sonst wahr. Telefongespräche beende ich eilig. Ich will für mich sein. Die Zeit des "Leidens" hat eigentlich schon begonnen.
Diese Zeit, die mich bei vorherigen Versuchen oft bremste und den Rückfall verursachte. Eigentlich würde ich auch jetzt gerade mit einer Zigarette in der Hand sitzen, sie im Aschenbecher ablegen, weiterschreiben, weiterrauchen. Doch das tue ich nicht. Weiter so, rufe ich mir selbst zu. Ich schaffe das!

Dennoch muss man sagen, dass man diesen Prozess, den man während der Hypnotherapie durchmacht nur schwer beschreiben kann. Es ist bei Weitem mehr als eine "Traumreise". Eigentlich muss man es selbst einmal getestet haben, um wirklich zu wissen, was mit einem passiert und wie das Ganze funktionert.

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